…aber wir müssen fortan mit Dir leben. Nach unserem letzten Urlaub im Juni 2020 in Schweden mussten wir in Corona Quarantäne. Aber Dank eines PCR Tests waren wir sechs Stunden später wieder „frei“. Denn logisch, er war negativ. Wie sollten wir uns auch in Lappland ohne Kontakt zu anderen Menschen angesteckt haben – bei den Rens? Die Tests: ein Schnäppchen: 320 Euro für 2 Personen. Muss ’ne alte Frau lange für stricken. Danke Corona!
Arbeiten mit Corona
Während andere im Homeoffice saßen – isoliert – hat mich mein neuer Job am Flughafen mitten ins Corona Geschehen gebracht. PCR Tests im Vollschutz – 24/7 – zuletzt im 3-Schicht Betrieb. Ich sag’s euch, man muss es mit Humor tragen. Da fragst Du Dich oft, was soll das?
Eine Frau sagt:“ Ich bin schwanger, bitte nicht in der Nase testen, das schadet dem Kind.“ Wie da wohl das Kind entstanden ist?
Wumps, ein Schlag in meinen Magen – autsch. „ Sorry“, sagt mein männliches Gegenüber, „war Reflex“. Danke dafür.
Brüllende Kinder, jammernde Teens, ungeduldige Eltern. Wartezeit bis zu zwei Stunden. Sprachprobleme, wichtige Beamte, Kreislaufprobleme, der Bachelor aus Staffel zwei, Unterzuckerung, Oma Elli von Malle, notorische Drängler, ein Sturz vor der Tür, Großfamilien, Erntearbeiter, Ohnmacht beim Testen, Filipinos die zur See fahren, Obdachlose, Diskussionen über Diskussion, wie ich zu testen habe….
Und noch nie habe ich so unerfreuliche Einblicke in die Esszimmer fremder Menschen bekommen, noch nie habe ich so hübsche Popel fischen dürfen und noch nie wurde ich so oft angespuckt und noch nie so oft beschimpft. Aber unter viel Wut und Beschimpfungen, war viel mehr Dankbarkeit mir gegenüber, dass ich diesen Job tue. Viele Menschen habe sich ausdrücklich bedankt. Das hat gut getan.
Corona PCR Test – Schnelltest – es reicht
Nachdem ich im Dezember die Passagiere der Londonflieger bis nachts um zwei auf Corona getestet habe, hat’s mir gereicht. Keine ordentlichen Pausenzeiten, zu wenig Personal…
Ich habe mich umgeschaut. Den Job noch nicht einmal gekündigt, war schon der nächste Arbeitsvertrag im Postfach.
Corona Impfzentrum
Eigentlich wollte ich in Teilzeit arbeiten, aber mein jetziger Chef hat mir Vollzeit mit Teamleitung angeboten. Nach kurzer Abstimmung mit meiner Regierung habe ich zugestimmt, im Januar angefangen – sollte ja nur bis Ende Juni sein.
Was? Nein Walter, 92 bin ich!
Mit großen Augen schaut mich der alte Herr an, den ich gerade gefragt habe ob der Links- oder Rechtshänder ist. Das Hörgerät ist zu Hause, mit der Maske nicht kompatibel. Ich lächele ihn an und brülle dieses Mal: „Links- oder Rechtshänder“. Nun sagt er mir nicht Alter und Vornamen, sondern antwortet: „Ach Mädel, ist mir egal, ich habe schon so viele Impfungen bekommen.“
Ich nehme den linken Oberarm und ohne mit der Wimper zu zucken, zieht er sich anschließend gemächlich wieder an. Hemd – zuknöpfen – Weste – zuknöpfen – Krawatte – binden – Mantel – oben darüber – Schal umbinden – Papiere einpacken – Rollator schnappen – und ab geht die wilde Fahrt zum Warteraum. Wir haben Winter. Das dauert mit dem An- und Ausziehen und für so ’ne Impfung muss Mann/Frau sich schick machen – zumindest in dem Alter.
Endlich das Enkelkind sehen dürfen
Der hohe Geräuschpegel mit den älteren Herrschaften ist anstrengend. Aber sie sind so lieb und höflich. Oft erzählen sie ihre persönliche Corona Geschichte. Da will ich nicht sagen: „Nun Beeilung. Der nächste wartet schon.“ Bei einigen ist es der erste Kontakt zu anderen Menschen seit einer Ewigkeit. Sie haben Redebedarf. Ich habe Respekt.
Und manchmal muss ich mit den Tränen kämpfen, wenn sie mir gegenüber sitzen, sich 100 Mal bedanken für den Picks und sagen: „Bald kann ich mein Kind wieder in den Arm nehmen und mein Enkelkind sehen. Es ist schon ein halbes Jahr alt.“ Oder : „Letze Woche ist meine letzte Freundin verstorben an Corona, ich habe solche Angst. Danke, dass Sie mich geimpft haben.“
Die Schokoladenberge, Kekse und Kuchen, die vor Dankbarkeit ins Impfzentrum mitgebracht werden, sind der Wahnsinn. Die Karten und Briefe dazu berühren.
Die Zeit vergeht…
Wir sind ein tolles Team, die Arbeit bringt „Spaß“ und hilft offensichtlich aus der Krise. Die „Impflinge“ werden jünger, ungeduldiger, ungehaltener. Streitereien am Eingang. Diskussionen über die Terminvergabe. Fast keine Schokolade mehr – gut für die Hüften.
Es wird Sommer, es ist warm. 27 Grad im Impfzentrum. Im Kittel, mit Maske und Handschuhen sind es gefühlte 40 Grad. Durch die nackten Oberarme – keine Westen, Jacken und Co – nimmt die Impfgeschwindigkeit zu.
Hallo Kirsten, zu deinem „Corona-Abwehr-Kampf“-Bericht vom Aug´2021: Toll was du da alles geleistest hast!!! Kein Wunder, dass es dir reicht! Falls eine Auslandsreise auch in diesem Jahr nicht drin sein sollte: Wie wäre es mit Deutschland? Da gibt es vielleicht doch noch kleine unbekannte Abenteuer. Oder du setzt den aktuellen „Spaziergängen“ in diversen Ortschaften schöne Naturerlebnisse aus den hiesigen Wäldern entgegen?! Nach der langen Durststrecke bin ich schon gespannt auf deine neuen Ideen und Fotos.