Wir sind auf dem Vildmarksvägen unterwegs. Vom noch schneebedeckten Stekenjokk fahren wir weiter in Richtung Strömsund in die Kyrkstad Ankarede am blauen See – Stora Blasjön. Und am Ende des Beitrags zeige ich Dir meinen Lieblingsübernachtungsplatz der Tour durch Schweden.
Ankarede – los geht’s
Hier ein Überblick über die heutige Route.

Stekenjokk – einzigartig
Der Schnee liegt noch meterhoch an der Fahrbahnkante des Hochplateau Stekenjokk, dass wir heute überqueren.
Es gehört zu Schwedens wichtigsten Vogelschutzgebieten. Es herrscht ein striktes Betretungsverbot in der Brutzeit. Die Schilder sind nicht zu übersehen, aber den ein oder anderen scheint das nicht zu stören. Und so sind die Ranger auf der Hut und Missachtungen können sehr wehtun im Portemonnaie.
Wildnis pur
Ein wenig beneide ich die Ranger und Rentierhirten um ihren Arbeitsplatz hier oben. Hier oben in der empfindlichen Gebirgsnatur sind die vom Aussterben bedrohten Polarfüchse zu Hause. Auch der Braunbär fühlt sich hier wohl. Steinadler segeln elegant über den Himmel. Fischotter schießen grazil durch Wasserläufe oder lassen sich entspannt die Sonne beim Rückenschwimmen auf den Bauch scheinen.
Gletscherhahnenfuß und Schnee-Enzian blühen bald. Bald, wenn die Schneedecke ganz geschmolzen ist. Denn das tut sie gerade. Die Bäche rauschen. Es ist herrlich. Ich könnte laut juchzen vor Freude.
Kirkstad Ankarede
Nach einigen Stopps erreichen wir den Abzweig nach Ankarede. Wir queren einen Fluss und gelangen an einen See – den Stora Blasjön.

Die Straße führt entlang des Sees, wird schmaler, teilweise einspurig. Schließlich endet sie auf einem großen Sandparkplatz. Wir parken eMANuela, steigen aus und schauen uns um. Es ist einsam. Besucher – Fehlanzeige. Corona hat auch hier alles lahm gelegt.
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Trockenes Grasfeld mit tiefen Löchern an einem Fluss
Hier, wo die Flüsse Lejarälven und Ankarälven in den Stora Blasjön münden, befand sich einst eine uralte Versammlungsstelle der Sami. Der samische Name von Ankarede ist Angkerenjeeruve und bedeutet so viel wie: trockenes Grasfeld mit tiefen Löchern an einem Fluß. Der Name beschreibt den Ort, vor der Regulierung des Sees. Hier haben viele wichtige Treffen der Sami mit Siedlern, Händlern oder Vertretern der Krone stattgefunden.
Wir schlendern den Sandweg entlang in die Kyrkstad hinein. Sie ist kleiner als die Kyrkstad Fatmomakke und die Kyrkstad Gammelstad, die wir zuvor besucht haben.
Ein Banner hängt über dem Weg. Motto: TRIVSEL GENOM HÄNSYN = Wohlbefinden durch Rücksichtnahme.
Inmitten von Birken steht eine weißgetünchte Holzkapelle. Genau dort wo einst die Verstorbenen beerdigt wurden. Die erste Kapelle wurde um 1820 erbaut. Liebevoll bepflanze Blumenkübel säumen den Weg.
Ich schaue hinauf zur Kirchturmspitze. Oben befindet sich ein christliches Kreuz, währende die Dachfirste von Drachenköpfen verziert wurden.

In der Nähe der Kapelle stehen etwa acht Häuser – auch Stugor genannt.
Heute ist das Dorf fast menschenleer. Das kleine Café und Kiosk Haus – geschlossen, auch wenn Blumenvasen die Tische zieren. Zu besichtigende Häuser – geschlossen. Die Kirche – verschlossen.
Der Platz für die Samen
Eine Ecke weiter, dicht am Wasser, befinden sich die Koten der Samen. Einige sind bewohnt. Handtücher liegen zum Trocknen auf den schrägen Hölzern. Eine Waschschüssel steht auf einem Stucken vor einer geöffneten Tür.
Für die Samen scheint dieser Ort jedoch weit mehr als eine kirchliche Versammlungsstelle zu sein. Wie ich lese hat es mehr Thing-Charakter, ähnlich wie Pingvellir der Versammlungsplätze der Isländer. Bei diesen Treffen werden wichtige Fragen in Großfamilen geklärt oder politische Entscheidungen diskutiert und getroffen.
In einer samischen Zeitung finde ich einen Bericht über Ankarede – Anwohner erzählen. Den übersetzten Artikel kannst Du Dir hier anschauen.


Überwältigende Natur
Wir wandern durch das kleine Dorf. Fasziniert schaue ich zu einer Brücke hinüber, die durch die Bäume zu sehen ist. Da muss ich hin.
Rauschte eben noch der Fluss laut tosend an uns vorbei, ist es hier ganz ruhig. Bienen summen, Schmetterlinge tanken Sonnenwärme. Kaum ein Blatt rührt sich. Ein Platz zum Verweilen.
Bye-bye Ankarede
Auch wenn es noch so schön ist, wir wollen weiter. Nach einem letzten Blick in die Natur geht’s zurück zu eMANuela.
Atemberaubender Stora Blasjön
Auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz passieren wir erneut den blauen See, den Stora Blasjön. Sechskilometer von der norwegischen Grenze entfernt, liegt er. Umringt ist er von hohen Berggipfeln. Von der Bergstraße bietet sich ein ausgezeichneter Blick über den See. Natur und Wolken spiegeln sich im glatten See wider. Die Menschen sehen aus wie Miniaturfiguren und scheinen über den See zu schweben. Vorbeifahren? Selbstverständlich nicht! Wir halten wieder, kaufen uns ein Eis und gehen hinunter.
Auf den kleinen Sandinseln genießen Menschen den Sommertag, mit Bad und Picknick. Schuhe stehen am Seeufer.

Mein Lieblingsplatz auf dem Schweden-Roadtrip
Die Räder rollen weiter auf der Suche nach einem Platz für die Nacht. Wir nehmen einen kleinen Abzweig von der Straße und stehen an einer kleinen Bucht am See Storjorm. Umgeben von Bäumen ist der Platz von der Straße kaum zusehen. Wir rangieren eMANuela in Position und dann heißt es: genießen. Neben einem flachen sandigen Zugang zum See gibt es auch eine kleine Feuerstelle und reichlich trockenes Holz.
Koordinaten: N 64°37’5.7539999999999” E 14°7’19.2288”64.618265,14.122008
Mitternachtsbad im Storjorm
Nach einem ausgiebigen Mahl wagen wir uns in den See. Hüllen fallen lassen und los. Zugegeben es war kalt. Aber das Lagerfeuer in der Mitternachtssonne hat uns anschließen gewärmt.


Das waren wieder schöne und interessante Ausblicke, die man eigentlich
noch länger genießen möchte! Aber es gibt ja noch so viel zu sehen…
Ich mag Deinen Blog
Danke, das freut mich.