Pakostane. Noch nie gehört? Ich vorher auch nicht. Lass Dich entführen nach Pakostane. Wo liegt das? Was gibt es dort zu entdecken? Sei Gast für einen Tag, genieße die Schönheit der dalmatinischen Riviera. Damals ein kleiner Fischerdorf und heute?
Morgengrauen in Pakostane
…und das seichte Meeresrauschen und das Geklapper von Geschirr wecken mich. Ich öffne das Panoramafenster und sehe hinaus auf die Adria. Die Sonne steigt gerade am Horizont empor, spiegelt sich in der glatten See, Robert kocht einen Kaffee. Wehmut macht sich breit. Es ist so schön, immer wieder neue Ecken der Welt zu entdecken, ich möchte weiter reisen. Aber das ist unser letzter Reisetag. Morgen geht es endgültig gen Heimat. Ich schupse meine sentimentalen Gedanken weg – heute ist auch noch ein Tag und den wollen wir genießen.

Gestern sind wir angekommen in Pakostane, einem ehemals kleinen Fischerdorf an der dalmatinischen Riviera in Kroatien.

Wir haben Rast gemacht auf dem Kozarica-Camping Platz außerhalb Pakostanes, stehen unter Pinienbäumen. Es riecht nach Süden. End of Season – es sind kaum Gäste vor Ort. Wir haben einen Platz am Wasser ergattert.


Geschichte von Pakostane
Lehrstunde: Menschen lebten hier bereits in der Steinzeit. In der Antike lag hier der römische Hafen „Asseria“. Überreste des römischen Staudamms befinden sich unter dem heutigen Hafen. Erstmals erwähnt wurde der kleine Ort jedoch am 15. Oktober 1450 als „villa vocata Pachoschiane„. Während der Zeit der kroatisch-ungarischen Könige wurde der Ort Pakostans genannt. Die geringe Bevölkerung lebte von Landwirtschaft und Fischerei, wurde immer wieder in Kriege hineingezogen, ausgeraubt und getötet. Türken, Zypernkrieg – wer es schaffte flüchtete auf eine der vorgelagerten Inseln. Vielleicht nennen die Einheimischen die Inseln deshalb heute: Glaube, Liebe Hoffnung.
Erst als Pakostane durch eine Befestigungsanlage gesichert wurde, konnten die Menschen friedlicher leben. In den wirren der folgenden Kriege wechselten die Herrscher: Frankreich, Österreich, Italien, Jugoslawien, Kroatien.
Stadtrundgang

Nach dem Frühstück schlendern wir am Strand entlang. Gerade einmal 10 Gehminuten sind es bis in den Ort. Im Hafen steht ein Schild auf dem Bootsausflüge zum Kornati Nationalpark angeboten werden. Einsame Strände, hohe Felsen, Ruinen und die kleine weiße Kirche der Insel Justina sind auf dem Schild zu sehen. Auch in Zahlen wird der Nationalpark beschrieben:

- 89 Inseln und Riffe
- 238 km Küstenlinie
- Parklänge: 19 NM (1 Seemeile = 1,8 km)
- Parkbreite 3,5 NM
- 151 wolkenfreie Tage im Jahr
- 2700 Sonnenstunden im Jahr
- Tiefste Stelle im Meer: 123 m
- Höchstes Kliff: 82 m
Im Hafen liegen Fischer- und Motorboote.

Auch befinden sich hier viele Restaurants. Schnell haben wir eines für den Abend ausgeguckt. Über einem mächtigen Grill Spanferkel traditionell zubereitet.

Zwischen den kleinen Häuschen am Hafen sticht der Kirchturm heraus.

Ich trete ein in die 1906, nach Plänen der Überreste der alten Kirche, errichtete Pfarrkirche. Über dem Hochaltar steigt die Jungfrau Maria auf einem riesigen Bild in den Himmel. Marmoraltäre, steinerne Taufbecken, Statuen sind zu sehen.


Wir wandern weiter durch die kleinen Gassen über Kopfsteinpflaster – alte Gemäuer, moderne Häuser, gepflegte Gärten mit blühenden Bougainvillea.


Ich entdecke einen Feigenbaum der seine Äste weit über den Weg streckt. Da kann ich nicht wiederstehen und greife zu. Lecker. Süß und klebrig sind die frischen Feigen. Weiter geht die Stadterkundung.



Materine užance
An einem Haus hängt eine alte Ankündigung von einem vergangenen Fest. Materine užance: Was so viel bedeutet wie: Mutters Bräuche. Die Geschichte ist meist geprägt von Kriegen, Plünderungen oder ruhmreichen Eroberern – glänzenden Uniformen und gefährlichen Waffen. Aber inmitten dieser Geschichten lebten Frauen in ihrer volkstümlichen Bekleidung nach ihren Bräuchen. Sie servierten Siegern und Besiegten traditionelle Speisen. Jedoch sie sind fast nirgendwo erwähnt, weder ihre Kleidung, noch ihr Handwerk, oder ihre Kochkunst. Das alles wurde von Generation zu Generation von der Mutter zur Tochter weiter gegeben.
Auf diesem Materine užance Fest wird gesungen, gehäkelt, gebacken, gekocht, getanzt- und so den Touristen die alten Bräuche der Frauen der Region nahe gebracht.
Vransko Jezero
Auf der einen Seite von Pakostane die „salzige“ Adria, auf der anderen Seite der „süße“ Vrana-See. Unberührte, großartige Natur, soll es dort geben. Einen Abstecher haben wir nicht geschafft. Der 5,5 km lange See ist ein Paradies für Ornithologen. Majestätisch zieht dort der Gänsegeier seine Kreise. Schwimmen und angeln ist im Schutzgebiet verboten, die Natur hat absoluten Vorrang.
Infrastruktur in Pakostane
In Pakostane findest alles was Du für den Urlaub benötigst: Strände, Nationalparks, Sehenswürdigkeiten, Hotels, Appartements, Campingplätze, Banken, Supermarkt, Apotheke, Post, Konobas (= kleine Restaurants), Cafes, Souvenirläden, Busverbindung nach Split (111 km) und nach Sibenik (41 km), Sportmöglichkeiten (segeln, tauchen, angeln, wandern, reiten, Beachvolleyball, Radtouren etc.), Festivals.
Ist all das wirklich notwendig? Wieder einmal finde ich es schade, dass die Ursprünglichkeit verloren geht. Jetzt, außerhalb der Saison ist es schön ruhig. Klar, ein Fest wie „Mutters Bräuche“ findet dann nicht statt und da hätte ich doch gerne vorbei geschaut.
Aber ich kann mir den Rummel in der Hauptsaison gut vorstellen: überfüllte Strände und Restaurants, Unfälle und Staus auf den Küstenstraßen, dreckige sanitäre Anlagen auf dem Camping Plätzen, genervte Einheimische im Urlaubsparadies. Viel Geld wird in die Kassen gespült. Viel Geld für neue Hotels, Freizeitparks…
Strände bei Pakostane
Wir sind genug herum gebummelt, uns zieht es zurück an den Strand. Und derer gibt e hier mehrere:
- Stadtstrand – gepflastert oder mit Kieseln, aufgeschütteter Sand im Meer
- Strand Janice – langer Kieselstrand, ruhige Bucht abseits der sommerlichen Tourimassen
- Strand Pilatusa – Sand, Kiesel, kleine Felsen umgeben von einem Pinienwald
- Strand Buzakovina – Sandbänke, seichtes Wasser, idealer Kinderspielplatz
- den „unsrigen“ Strand Punta – ein flach abfallender Sandstrand, eine Ecke Kieselstrand aber auch ein gepflasterter Teil, mit Treppe in die Adria steil abfallende Adria



Heute kommen unsere Schnorchelausrüstung, die wir nun knappe 6000 km auf dem Landydach spazieren gefahren haben und die Unterwasserkamera, die ich für Australien gekauft hatte zum Einsatz.
Die Wassertemperatur beträgt geschätzte 20 Grad, die Außentemperatur ist wärmer. Der Himmel ist zwar noch blau, aber es ist diesig geworden.

Auf in die Adria. Ich liebe es mit Flossen zu schwimmen, Platz ist hier genug. Schnell habe ich den grau-beigen Boden inspiziert. Er ist nicht besonders spektakulär. Kein Vergleich zum Ningaloo-Riff in Australien. Fische in gedeckten Farben tummeln sich über dem Meeresgrund, ein alter Anker, viele Seeigel, ein Seestern, Touristenmüll wie Dosen und Flaschen, eine dicke verrostete Kette, Reste von Fischernetzen, nacktschneckenähnliche dunkle Wesen. Mal sehen was die Fotos hergeben…


Ich habe mich halb schlapp gelacht, als ich meine mißratenen Bilder abgeholt habe. Heidi Klum würde wohl sagen: „Heute habe ich kein Bild für Dich“. Ich sehe eher aus wie ein Walross und die Fische sind mir zu 99% entfleucht.
Siesta
Robert hat sich zum Nachmitagsbubu in den Landy zurückgezogen und ich habe es mir mit Handtuch und Bikini auf dem Kieselstrand bequem gemacht, die Füße im Wasser. Schön ist es in der Herbstsonne zu dösen, die wärmenden Strahlen auf der Haut zu spüren. Seufz – nicht mehr lange, morgen geht’s gen Heimat. Meine Gedanken schweifen zurück. Was war denn mein Reisehighlight?
- Die Hohe Tatra?
- Die wilde Puszta?
- Die Fahrt mit der Mocanita?
- Transsilvanien?
- Die Transalpina und die Transfagarasan?
- Der lang herbeigesehnte Griechenlandbesuch?
- Die Meteora Klöster?
- Oder doch der erste Besuch in Albanien?
Ich weiß es nicht, alles war auf seine Weise faszinierend. Ich schlafe ein.
Abendessen
Frisch geduscht, die vorletzte sauber Unterhose am Leib, lange Hose, Shirt und Fleecejacke, wandern wir im Sonnenuntergang noch einmal in den Ort. Es ist bewölkt, hat sich abgekühlt. Aber die Sonne schaut für uns noch einmal durch die Wolken.

Im Restaurant ist noch ein Platz an der Hauswand frei. Schnell haben wir bestellt, der Hunger ist groß und „zisch“ das erste Glas schnell leer.

Grandios, das Essen ist grandios…. Butterzartes Spanferkel mit lecker gerösteter Kruste, dazu gebackene Kartoffeln, Paprika und Salat. Am Ende gibt es noch einen Pflaumenschnaps.

Inzwischen ist dunkel geworden. Der Wind hat aufgefrischt.



Mehr als 15 Grad sind es nicht mehr, es riecht nach Regen – ab in die Koje.
Schöner letzter Bericht, oder kommt noch einer?
Dein Unterwasserfoto ist doch gut.
In dem Pakostane könnte es mir für einen Urlaub gefallen,vielleicht im Spätsommer, müßte nur jemand mit mir dort hinfahren!
Vielen Dank für die Lorbeeren, auch wenn das Bild keine verdient hat. Ja, einer kommt noch, ein Abschlußbericht ist in Arbeit.
Greif Dir Deinen Gatten 😉 Pakostane ist mit dem Auto gut erreichbar. Wie? Das wird im letzten Bericht stehen.