Tee in Marokko – Tafraoute
….man hat uns gesagt, Minztee gäbe es nur in den Sommermonaten und „Schwarzen Tee“ im Winter, also jetzt. Nun denn, der eine sagt so, der andere sagt so, mit Einladungen zum Tee haben wir inzwischen unsere Erfahrungen gemacht. Auch mit Tee im Teppichladen….
Am Morgen in Tafraoute
Hunde bellen, Hähne krähen, in der Kleinstadt im Antiatlas-Gebirge des Nachts. Haben wohl alle die Zeit vergessen. Kikeriki um Mitternacht…. Les trois Palmier – unser Übernachtungsplatz – guten Morgen. Ich bin mega genervt. Meine Stiche (von wem auch immer aus der Wüste an der rechten Wade) sehen böse aus, haben in der Nacht mit den Tierstimmen konkurriert. Ich konnte nicht schlafen. Entweder jucken oder krähen oder bellen. Eiter, rot unterlaufen, heiß. Im hintersten Winkel des „allesmögliche-drin-Faches“ habe ich die Antibiotikum-Creme für solche Fälle wieder gefunden. Viel hilft viel – klatsch rauf damit (jaaaa, ich weiss ist nicht so, aber mein Nervenkostüm verlangt es). Argwöhnisch betrachte ich mein Bein. Da beruhigt mich mein morgendlicher Fenchel-Kümmel-Anis-Tee auch nicht.
Tafraoute – Markttag
Eigentlich habe ich mich auf den Tag gefreut. Endlich Markt. Stiche, ihr könnt mich mal, ich lasse mir den Tag nicht verderben. Ich trage mein knielanges, ärmelloses Jeanskleid und meinen Hut aus Australien – es ist heiss, die Sonne brennt. Ich möchte mir auf dem Markt ein langes marokkanisches Kleid kaufen.
Wir schlendern durch die Gassen. 7.000 Einwohner zählt das Städtchen Tafraoute in der Provinz Tiznit. Der Name des Ortes bedeutet übersetzt: Becken/Zisterne. Die typischen Lehmhäuser sind hier kaum noch zu finden. Rot verputzt sind die Häuser und Satelittenschüsseln sind auf den Dächern zu sehen.
Wir begegnen nach kurzer Zeit dem Inhaber (? man weiß es nicht?) des Campingplatzes auf dem wir stehen. Er erzählt uns, seine Familie habe einen kleinen traditionellen Laden, ob wir ihn sehen wollen. Wir würden einen Tee bekommen – Teeeinladung in Marokko soll man nicht ausschlagen. Wir willigen ein. Er stürmt vorweg. Mein Hirn speichert Schnappschüsse auf dem Weg, ich kann das fremde Leben gar nicht so schnell erfassen, würde viel lieber langsamer unterwegs sein. Mein Hals würde heute dem einer Eule Konkurrenz machen. Ich kann mich gar nicht so schnell in alle Richtungen drehen, wie die Eindrücke rund herum auf mich einprasseln.
Tee trinken kann bedeuten: „Teppichladen“
Angekommen im Familienladen, voll rein getappt in die Teppichfalle. Wir betreten das Geschäft und werden fachmännisch aufgeklärt über die verschiednen Arten Teppiche zu knüpfen. Über beidseitige Verwendung, über Muster, über Farben, die Herstellung – spannend. Erst widerwillig, dann interessiert höre ich zu und tauche ein in die Welt der Teppiche. Berber, Nomaden, Beduinen, Farben, Muster, Web-, Stick- und Knüpftechniken und -zeiten.
Geschickt wechselt der Erzähler seinen Platz mit dem Verkäufer
Und ehe wir uns versehen liegen diverse Teppiche vor uns. Wir brauchen keinen. ABER wir haben uns unabhängig voneinander in EINEN verguckt, was dem geschickten Verkäufer nicht verborgen bleibt. Nur zu gut wissen die Marokkaner unterschwellig Sehnsüchte & Bedürfnisse zu wecken und zu schüren.
Lange Rede kurzer Sinn, wer uns demnächst besucht, darf unseren Berberteppich bewundern. Das gute Stück wurde eng verschnürt und wir haben abschließend den versprochenen Tee bekommen. Aus einer alten Zinnkanne wird der Tee von weit oben herab in ein Glas eingeschenkt. Er muss schäumen. Für mich schmeckt er wie ein bitteres Gebräu aus „Grünem“ und „Schwarzem“ Tee.
Tee besiegelt Geschäfte
Mit dem marokkanischen Nationalgetränk werden Geschäfte besiegelt, Feste gefeiert und Gäste begrüßt. Es gilt als unhöflich ihn abzulehnen. So habe ich die Hälfte getrunken und die andere hat Robert bekommen. Auch wenn der Tee mit Zucker serviert wurde, meiner war dieser heute nicht.
Wiedersehen in Tafraoute
Wir hatten uns in Tafraoute locker mit Birgit & Christian verabredet. Wie der Zufall es so will, als wir uns nach dem Tee schreiben – haben auch sie gerade einen Teppich erstanden für ihre Landy Wir treffen uns im Café Atlas, tauschen fröhlich lachend unsere Teppich-Erlebnisse aus und verabreden uns locker auf ihrem Übernachtungsplatz der letzten Nacht. Robert & ich wollen noch auf dem Markt. Birgit & Christian haben sich noch eine Piste vorgenommen. Auf geht’s….
Der Markt von Tafraoute
Es ist ein großer Markt und aus den umliegenden Regionen reisen kauflustige Marokkaner an. Wir stürzen uns ins Getümmel.

Ich fühle mich unwohl, würde gerne mein Jeanskleid bis zu den Füßen verlängern. Frauen tuscheln und sehen mich abfällig an oder bilde ich mir das nur ein? Meine Suche nach einem langen marokkanischen Kleid endet wieder einmal ergebnislos. Made in China – das will ich nicht.


Hin und weg bin ich von den vielen Gewürzen und schlage zu, lasse mir auch eine Taijine-Mischung herstellen.

Am nächsten Stand bietet ein Händler Honig an – wir probieren. Köstlich. Ein riesiges Glas Honig wandert für 50 MAD zu den Gewürzen in den Rucksack.

Heute ärgert es mich besonders, dass ich weder französisch noch arabisch spreche, denn gerne hätte ich mich mit den Besitzern der Stände unterhalten.

In einem kleinen Geschäft in der Medina von Tafraoute wird frisches Mandelmus hergestellt. Die frischen Mandeln werden gemalen, das dicke Mus läuft unten heraus. Und klar, ein Glas davon wandert in meinen Rucksack.

When the sun goes down
Zurück auf unserem Platz „Les trois palmiers“ packen wir unsere sieben Sachen, bezahlen und es geht zurück in die Einsamkeit unweit von Tafraoute.

Skurrile Felsen prägen das Landschaftsbild. Unentschlossen stehen wir in der Wildnis. Ist das die Ecke die Birgit & Christian meinen? Sind wir richtig hier?

Keine fünf Minuten später rollt der weiße Landy über das Felsplateau. Danke ihr zwei für den tollen Übernachtungsipp.




Die blauen Felsen von Tafraoute
Ja, die wollte ich unbedingt sehen. Lohnt sich das? Was es damit auf sich hat, gibts im nächsten Bericht zu lesen. Für heute gute Nacht.

Arganbaum nie gehört. Weißt Du was er zu bieten hat?
Ich tippe mal, mein Arganöl kommt von einem dieser Bäume?! Tolle Bilder, so schöne Berichte, ich freue mich auf mehr, wenn ihr wieder zuhause seid. Ganz liebe Grüße
Das hast Du richtig getippt – mehr Infos dazu bekommst Du im neunen Blogbeitrag und danke 🙂
Hi Kirsten, Du hast mich daran erinnert, wie ich mir in den 80ern einen schönen Kelim aus Side mitgebracht habe 🙂
Lebendige Eindrücke, die Du in Wort und Bild eingefangen hast. Danke dafür. Bin schon auf den Arganbericht gespannt, das Öl ist fantastisch. Kann ich verstehen, dass der Heimweg wehmütige Gefühle hervorruft.
Liebe Grüße, Chris
Moin Chris, hast Du den Kelim noch?
Arganie: Ich kannte weder den Baum, noch das Öl – Sünde – da musste ich mich erst einmal schlau lesen. Dass mit der Wehmut ist nicht besser geworden. Gestern hat Robert mich gefragt, ob ich meine outdoor Kleidung nicht irgendwann ausziehen will :-)) LG zurück
Dear Kirsten
Finally managed to find time to read your travel log. Thank you for taking time to share your experiences, your writings give us a really good flavour of your trip. We are so looking forward to seeing you and Robert in December – much love Shona and Helge
Dear Helge & Shona, looking forward toooooo and I am exited to meet Hans and his family from Africa. hugs Kirsten
Wieder sooo viele tolle Fotos, die habe ich mir gleich 2x angesehen! Den Tee-Verkaufs-Trick kenne ich aus der Türkei. Dort werden einem auch gern Teppiche und Lederjacken angedient. Und fast jeder, mit dem man ins Gespräch kommt, hat einen Verwandten oder guten Freund mit den besten Waren zum „günstigsten“ Preis! Wenn euch beiden der Berberteppich wirklich gut gefallen hat, bereut ihr es sicher auch später nicht. Was machen deine juckenden Stiche? Habt ihr euch vor der Reise über mögliche Krankheiten, Ungeziefer, giftige Tiere und Gegenmittel erkundigt?